Jeder Betrieb braucht gute Führungskräfte, um erfolgreich zu sein und wer erfolgreich führen will, muss gleichzeitig «Leader» und «Manager» sein. Enzo Pontoriero, der Geschäftsführer von Gastroconsult, verrät, wie er in dieser Krise vorgegangen ist.
Die Führung von Menschen eine herausfordernde und äusserst wichtige Aufgabe. In der Gastronomie sind traditionell steile Hierarchien gelebt worden. Fliegende Töpfe und lautes Gebrüll des Küchenchefs - diese Szene beschreibt treffend das immer noch populäre Klischee des cholerischen Chefkochs, obwohl die meisten Chefs – gerade auch die Erfolgreichen – längst davon abgekommen sind. Kein Wunder also, dass Unternehmer diese Tradition in Frage stellen. Welchen Führungsstil leben Sie?
Die drei klassischen Führungsstile wurden von Kurt Levin (1890-1947) definiert. Er unterscheidet zwischen folgenden Haltungen:
Kein Führungsstil ausschliesslich gut oder schlecht. Es kommt immer auf die Situation an. Eine der wichtigsten Eigenschaften eines Leaders ist für mich wohl Empathie. Ein Team zu führen heisst, mit unterschiedlichen Charakteren umgehen zu können. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich und geht anders mit gewissen Themen um. Der/die Leader/in sollte einen klaren Standpunkt vertreten und dennoch die Meinung der anderen nachvollziehen können. Zentral ist, dass Meinungsverschiedenheiten ausgesprochen werden können, Verständnis für die gegenseitige Denkweise aufgebraucht wird und dann wieder zusammen die gemeinsamen Aufgaben angegangen werden. Als Führungsperson braucht es nahezu übermenschliche Kräfte – mit all den Anforderungen, die einer Führungskraft heutzutage erfüllen sollte. In einer Krise umso schwieriger, denn auch die Führungsperson ist "nur" ein Mensch und hat vielleicht einen schlechten Tag oder private Herausforderungen. Das darf auch manchmal so sein und macht den/die Leader/in umso authentischer und menschlicher.
Mitten in der Coronazeit durfte ich die Leitung der Gastroconsult übernehmen. Zentral war, die Ärmel nach hinten zu krempeln und anzupacken. Dafür sorgen, dass es unseren Mitarbeitenden den Umständen entsprechend gut geht. Sie bei Laune halten, trotz den grossen Herausforderungen. Dafür besorgt sein, dass sie motiviert bleiben und keine gesundheitlichen Schäden haben. Wie habe ich das gemacht? Viele Gespräche geführt mittels Zoom, Telefon oder persönlich (sobald es möglich war). Es sind die kleinen persönlichen Gesten, die eine grosse Wirkung haben und die Mitarbeiter motivieren. Ich habe das Privileg von vielen sehr guten Mitarbeitenden umgeben zu sein, was meine Arbeit als Führungskraft erleichtert.
In der Gastronomie wie auch in vielen anderen Branchen funktioniert das Geschäft nur, wenn alle zusammenarbeiten. In der Gastronomie- und Hotelleriebranche kommt es unmittelbar zum Vorschein, ob und wie gut das Team funktioniert – von den Menschen in der Küche, im Service, an der Bar oder auch hinter den Kulissen. Alles muss bestens aufeinander abgestimmt sein, da sonst der Teller schmutzig ist, das Essen nicht geniessbar ist oder die Heizung im Restaurant nicht funktioniert.
Für eine gute Dienstleistung braucht es ein gut funktionierendes Team und einen Leader, der eine seiner/ihrer Kernaufgabe wahrnimmt: Die richtigen Mitarbeiter finden. Denn ein Leader ist nicht der Beste in allem, sondern er/sie findet die richtigen Charaktere für die unterschiedlichen Bereiche und formt sie zu einem Team.
Führungskompetenz ist in der aktuellen
Situation mehr gefordert denn je. Es braucht kreative Ideen, Durchhaltewillen,
Freude, Coaching-Fähigkeiten und vor allem Ruhe sowie Optimismus. Was der/die
Leader/in ausstrahlt, nehmen die Mitmenschen und Mitarbeitenden umgehend auf.
Positiv sein in einer schwierigen Situation ist nicht naiv, sondern eine
wichtige Führungseigenschaft.
Autor:
Enzo Pontoriero
Delegierter des VR
Vorsitzender der GL