Beim Storytelling geht es darum, Geschichten zum Angebot hinzuzufügen, damit ein Mehrwert geschaffen wird. Diesen Mehrwert gilt es dann zu seinen eigenen Gunsten zu nutzen.
Storytelling dient auch dazu, Aufmerksamkeit und Interesse für ein bestimmtes Produkt oder Dienstleistung zu wecken. Interessante Themen für Storytelling können beispielsweise die verwendeten Zutaten, Geschichte des Hauses, Lebenslauf des Gastronomieunternehmers oder die Geschichte der Gerichte und Produkte sein – je ausgefallener und interessanter, desto besser.
Bei meinen Betriebsanalysen stelle ich immer wieder fest, dass oftmals vieles richtig gemacht wird. Ab und an fehlt es jedoch an letzter Konsequenz. Einmal hat mir ein Unternehmer von seiner Reise in das tiefste Freiburgerland erzählt, nur um dort ein spezielles Käsefondue für seine Gäste zu kaufen – es sei die beste Mischung überhaupt. Dieses Fondue wurde dann auf der Speisekarte als «Fondue Moitié-Moitié» angepriesen. Von der abenteuerlichen Beschaffung und der kleinen, wohl sehr handwerksbezogenen und nachhaltig arbeitenden Käserei wurde kein Wort erwähnt. Doch es sind genau diese spannenden Geschichten, die unsere Gäste hören möchten.
Hinzu kommt, dass mit solchen Geschichten ein Mehrwert geschaffen wird. So ist ein Gast auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Ein weiterer Vorteil: Das erwähnte Fondue kann nicht mit Fondues aus dem Grossverteiler
verglichen werden. Dies macht insbesondere einen Preisvergleich schwierig. Storytelling bietet folglich die Möglichkeit, dem Kunden nebst
den normalen Kosten auch eine emotionale Komponente in Rechnung zu stellen. Diese emotionale Komponente ist schwierig zu beziffern, weswegen Mehreinnahmen generiert werden können.
Eine schöne und klassische Variante ist, das Storytelling in den Angebotskarten zu integrieren. Das Storytelling kann beispielsweise in den sozialen Medien kommuniziert werden. Diese Plattformen bieten die Möglichkeit, das Storytelling in Form von Bildern und Videos spannend und interessant zu vermitteln. Es lohnt sich, die eigene Speise- und Getränkekarte zu analysieren und künftig, nebst den normalen Kosten, auch einen emotionalen Wert in Rechnung zu stellen. Stets nach dem Leitsatz «Tue Gutes – und sprich darüber»
Text : Mirco Held, Unternehmensberater Gastroconsult Zürich