Schutzkonzept – alle Kosten im Griff?
Seit dem 11. Mai 2020 dürfen die Restaurants unter Einhaltung eines Schutzkonzepts ihren Betrieb wieder eröffnen. Wie können Betriebe sicherstellen, dennoch erfolgreich zu wirtschaften? Enzo Pontoriero von Gastroconsult setzt sich mit den wichtigsten Punkten auseinander, auf die Gastronomen achten müssen.
1. Ertrag
So bizarr es auch klingen mag – der wohl wichtigste Faktor, um die Kosten im Griff zu haben und erfolgreich zu sein – ist der Ertrag. Folgende Kennzahlen müssen bekannt sein (jeweils exklusive MWST):
2. Warenkosten
Die Warenkosten betragen je nach Betrieb rund 25 bis 30 Prozent des Umsatzes ohne Mehrwertsteuer. Mehrseitige Speisekarten bringen normalerweise auch hohe Warenkosten mit sich. Wer das Angebot reduziert, reduziert auch die Warenkosten. Folgende Fragen stellen sich:
3. Personalkosten
Die Personalkosten machen rund 40 bis 50 Prozent des Umsatzes aus, wiederum ohne Mehrwertsteuer. Hier liegt aufgrund des Schutzkonzeptes eine der grössten Herausforderungen, wofür eine detaillierte Analyse notwendig ist.
Betriebe sind weiterhin berechtigt, Kurzarbeitsentschädigung abzurechnen. Sie sollten die Mitarbeitenden nach einem gut durchdachten Plan einsetzen und die Möglichkeit nutzen, Mitarbeitende nach Bedarf aufzubieten. Aufgrund der hohen Fixkosten muss der Anteil der Personalkosten reduziert werden, um profitabel zu sein – wie die Abbildung zeigt.
4. Miete
Im Normalfall macht die Miete rund 8 bis 15 Prozent des Umsatzes aus. Betriebe, die die Miete nicht reduzieren konnten, müssen ebenfalls mit einem höheren Anteil am Umsatz rechnen. Im Beispiel wird davon ausgegangen, dass die Fixmiete halbiert werden konnte.
5. Betriebskosten
Die Betriebskosten liegen im Normalfall bei rund 10 bis 15 Prozent des Umsatzes. Da Betriebe nicht unter der vollen Auslastung arbeiten dürfen, geht der Umsatz zurück, weshalb der Anteil der Betriebskosten am Umsatz tendenziell zunimmt (siehe Tabelle unten). Der Grund liegt darin, dass es sich bei den Betriebskosten zum Grossteil um Fixkosten handelt. Auch hier gilt: So viel wie möglich zu reduzieren. Was benötigen die Betriebe jetzt wirklich? Was lässt sich verschieben oder sogar streichen?
6. Liquiditätsplanung
Die Liquidität ist der Atem einer Unternehmung. Auf Basis der vorangehenden Einnahmen und Ausgaben müssen die Unternehmer mindestens monatlich eine Liquiditätsplanung erstellen, noch besser ist es wöchentlich, wenn nicht sogar täglich.
7. Mitarbeiterproduktivität | DSCC-Methode
Da die Personalkosten den grössten Kostenblock ausmachen, ist eine tägliche Produktivitätskontrolle nötig – «Daily Staff Cost Control» (DSCC). Dazu ist wie folgt vorzugehen:
Nachstehende Abbildung zeigt, dass der grösste Hebeleffekt bei den Personalkosten besteht. Ohne diese anteilmässig zu reduzieren, wird es kaum möglich sein, einen Profit zu erwirtschaften bei ähnlich hohen Fixkosten. Erste Erfahrungen mit diversen Kunden von Gastroconsult zeigen, dass eine detaillierte Budgetierung und Liquiditätsplanung in der aktuellen Coronakrise noch wichtiger werden. Dank diesen Instrumenten kann eine effiziente Überwachung sichergestellt und rechtzeitig nötige Massnahmen ergriffen werden.
Enzo Pontoriero
designierter Vorsitzender der Geschäftsleitung von Gastroconsult